Der Klimawandel und die Versicherungslösung für Naturgefahren – wo geht die Reise hin?
Wetterextreme wie Stürme, Hagel, durch Starkregen bedingte Überschwemmungen und massive Trockenheit haben im Jahr 2023 in Österreich enorme Schäden verursacht. Für das Jahr 2024 erwartet die Versicherungswirtschaft weitere Rekordschadenszahlen angesichts der immer deutlicheren Auswirkungen des Klimawandels. Darüber hinaus brauche es zur Risikoabsicherung der Bevölkerung eine gesamtstaatliche Lösung, um Schäden besser auszubalancieren.
Der Klimawandel ist auch in unseren Breiten deutlich spürbar. Galten die Auswirkungen noch vor einigen Jahren als vage Zukunftsszenarien, ist eine Zunahme der Intensität von Extremereignissen heute evident.
Während Naturkatastrophen und Extremwetterereignisse zunehmen, gestaltet sich die Vorbereitung auf diese in Österreich eher schleppend. Die Risiken werden noch immer stark unterschätzt, gefährdet sind nicht nur einzelne Regionen weit weg vom eigenen Wohnort, sondern alle Bundesländer gleichermaßen. „Dabei sind auch die Schadenhöhen in den letzten Jahren auf hohem Niveau, jährlich wird fast 1 Milliarde Euro an Schäden verzeichnet“, so Mag. Christian Eltner, Generalsekretär des österreichischen Versicherungsverbandes VVO.
Um die Versicherbarkeit von Naturgefahren in Österreich in Zukunft allerdings flächendeckend gewährleisten zu können, bedarf es dringend weiterer politischer Schritte, um die rechtlichen Rahmenbedingungen zur Verfügung stellen zu können. „Nur eine gemeinschaftliche, solidarische Lösung kann die Versicherung von Elementarereignissen ermöglichen. Es muss sichergestellt werden, dass es geeignete rechtliche Vorschriften gibt, die eine entsprechend große Risikostreuung für die österreichischen Versicherer ermöglicht. Dann können Versicherungsprodukte gegen Naturgefahren zu einem für den Kunden leistbaren und sozial verträglichen Preis angeboten werden“, erläutert Mag. Christian Eltner. Erfahrungen in anderen europäischen Ländern zeigen zudem, dass eine Kostentragung der Naturkatastrophen-Schäden ohne Versicherungslösung über Jahre sehr schwer finanzierbar ist.
Neben den verursachten Schäden und den persönlichen Schicksalen haben diese Extremwetterereignisse noch etwas gemein: Es wird immer schwieriger, sie vorherzusagen und deren Ausmaß zu beurteilen. Risikozonierungssysteme leisten dabei eine wesentliche Unterstützung. In Österreich bildet HORA (Natural Hazard Overview & Risk Assessment Austria) einen fixen Bestandteil der Risikobeurteilung in der Versicherungswirtschaft. Als Public-Private-Partnership konzipiert, starteten das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft (BML) und der österreichische Versicherungsverband VVO mit dem Projekt HORA kurz nach dem katastrophalen Jahrhunderthochwasser im Jahr 2002. Am 1. Juni 2006 wurde HORA (www.hora.gv.at) als digitale Gefahrenkarte freigeschaltet. „Ziele von HORA sind die Schärfung der Risikowahrnehmung, die Entwicklung eines Bewusstseins der Bevölkerung für Naturgefahren und die Anregung für Eigenvorsorge“, erläutert KR Mag. Klaus Scheitegel, Vizepräsident des österreichischen Versicherungsverbandes VVO.
In den vergangenen Jahrzehnten wurde das Tool laufend verbessert und erweitert. Mit HORA 3D ist 2023 ein weiterer Meilenstein gelungen. HORA 3D ermöglicht, völlig realistische Flutszenarien an versicherten Objekten zu visualisieren und auch geeignete Schutzmaßnahmen und deren Wirkung zu simulieren.
„Neben der Schärfung der Risikowahrnehmung liegen die Ziele von HORA vor allem in der Bewusstseinsbildung. Die breite Bevölkerung erhält klare und transparente Informationen über Naturgefahren und soll dabei zur Eigenvorsorge angeregt werden. Mit HORA gelingt es, Naturgefahren besser sichtbar und (be-)greifbarer zu machen“, betont KR Mag. Klaus Scheitegel.
Klimawandel: Fakten gegen Fake und Fiction: In Österreich lag seit dem Jahr 2000 kein einziges Jahr mehr unter dem Mittel der letzten 100 Jahre. Das ist ein Trend und der ist eindeutig – es wird warm und immer wärmer.
„Der Mai 2024 brachte uns in Österreich kein einziges Mal 30°C Grad oder mehr (das hatten wir schon im April), dennoch liegt er um 1°C über dem Schnitt der aktuellen Klimaperiode und ist um 1,5°C wärmer als der Mai im letzten Jahr. Damit haben wir seit 12 Monaten durchgehend kein einziges unter Schnitt – das gab es so auch noch nie. Klimawandel, Hitze-Sommer mit Rekord-Temperaturen, Dürren, Waldbrände und extreme Unwetter bestimmen seit Jahren die Schlagzeilen und richten bereits Schäden in Milliarden-Höhe an“, betont Mag. Marcus Wadsak, Fernsehmeteorologe, Klimawandelexperte und Sachbuchautor, Journalist des Jahres 2023 in der Kategorie Wissenschaft.
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