Unfallbilanz 2024; Bild: Adobe Stock/VVO

Unfallbilanz 2024: Anstieg um 3 Prozent auf 804.500 Verletzte – 2,74 Milliarden Euro Behandlungskosten

Bei allen Unfallarten sind 2024 in Österreich 804.500 Personen mit Wohnsitz in Österreich so schwer verletzt worden, dass sie in einem Spital behandelt werden mussten (+ 3 Prozent). Die Behandlungskosten sind im Vergleich zum Jahr 2023 sogar um 5 Prozent auf rund 2,74 Milliarden Euro gestiegen, wie Daten der Präventionsinstitution KFV zeigen. Der größte Teil der Verletzten (600.400) verunglückte im Haushalts- und Freizeitbereich. Laut dem österreichischen Versicherungsverband VVO könnte durch vermehrte Prävention viel Leid verhindert und auch das staatliche Sozialsystem spürbar entlastet werden. Die privaten Versicherer selbst haben zuletzt in der Unfallversicherung Leistungen in Höhe von 840 Millionen Euro pro Jahr erbracht.  

Der Aufwand für die Befragungen und Auswertungen im Rahmen von KFV IDB Austria ist jedes Jahr beträchtlich: Allein im Vorjahr hat die Präventionsinstitution KFV in den Ambulanzen von 15 Top-Spitälern in Österreich rund 18.800 Interviews mit Unfallopfern geführt, die dort nachbehandelt wurden und die Daten hochgerechnet. Das Ergebnis sind einzigartige Erkenntnisse über das Unfallgeschehen und über die Art und Schwere der Verletzungen der in Österreich verunglückten Personen mit Wohnsitz in Österreich. Demnach ist 2024 die Zahl der in den Spitälern ambulant oder stationär behandelten Verletzten bei allen Arten von Unfällen um 3 Prozent auf 804.500 gestiegen. Allein die Behandlungskosten dafür – also ohne volkswirtschaftliche Gesamtrechnung – belaufen sich auf 2,74 Milliarden Euro (+ 5 Prozent). 

Überproportional starker Anstieg bei Unfällen im Kindesalter                                    

Der überwiegende Teil der Verletzten resultierte 2024 aus Unfällen im Haushaltsbereich (335.400 Verletzte) und Freizeitbereich (265.000). Auf den Arbeits- und Schulbereich entfielen 112.000 Verletzte und auf Verkehrsunfälle 92.100 Verletzte (davon ca. 60 Prozent polizeilich registriert). „Eine besonders traurige Entwicklung gibt es bei den Kindern im Alter von 0 bis 14 Jahren, denn dort ist die Anzahl der Verletzten überproportional stark um 5 Prozent auf fast 122.000 gestiegen“, erklärt KFV-Direktor Mag. Christian Schimanofsky. Die meisten Verletzten im Kindesalter (41 Prozent) gibt es im Haushaltsbereich, während unter den Jugendlichen der Freizeitbereich (inklusive Freizeitsport) mit 48 Prozent am häufigsten zu Verletzungen führt. Im Seniorenalter dominieren dann wieder ganz klar die Haushaltsunfälle (67 Prozent).

Freizeitunfälle können auch gravierende finanzielle Folgen haben                             

Die hohe Zahl an Verletzten im Sport- und Freizeitbereich birgt neben der menschlichen Komponente auch ein hohes finanzielles Risiko für die Betroffenen. Denn anders als Arbeitsunfälle oder Unfälle im Schulbereich fallen Freizeitunfälle nicht in die Zuständigkeit der gesetzlichen Unfallversicherungsträger. Die Primärversorgung der Verletzungen ist durch die gesetzlichen Krankenversicherungen zwar für ihre Versicherten auch bei Freizeitunfällen abgedeckt, bei dauerhafter Invalidität und bei beruflichen Rehabilitationsmaßnahmen erfolgt jedoch keine Leistung seitens der gesetzlichen Unfallversicherung. „Besonders folgenschwer ist ein Freizeitunfall mit Invaliditätsfolgen bei Kindern. Was viele Eltern nicht wissen, ist, dass Kinder erst mit dem letzten Kindergartenjahr oder mit Schulbeginn gesetzlich unfallversichert sind – und das auch nur am Weg dorthin und nach Hause bzw. im Kindergarten und in der Schule selbst. Aber auch für Berufstätige können die Folgen eines Unfalls gravierend sein, weil unfallbedingte Langzeitfolgen oft mit deutlichen Einkommenseinbußen einhergehen. Und genau in diesen Fällen kommen die Leistungen der privaten Unfallversicherung zum Tragen“, erklärt Dr. Ralph Müller, Vizepräsident des österreichischen Versicherungsverbandes VVO. Bei Unfällen im Ausland können Spitalsbehandlungen in manchen Ländern ebenfalls sehr teuer werden.

Private Unfallversicherer erbringen Leistungen von 840 Mio. Euro pro Jahr    

Für die bestmögliche Absicherung und um die hohen Folgekosten von Unfällen zu vermeiden, vertrauen daher immer mehr Menschen in Österreich auf private Unfallversicherungen, wobei sich die steigenden Unfallzahlen auch in diesem Sektor bereits seit längerem bemerkbar machen. Mag. Christian Eltner, Generalsekretär des VVO, erklärt dazu: „In den letzten 10 Jahren ist die Anzahl der Schadens- und Leistungsfälle in der privaten Unfallversicherung in Österreich in Summe um 26 Prozent auf knapp 259.200 Fälle im Jahr 2023 gestiegen. Die erbrachten Leistungen haben sich sogar überproportional stark um 47 Prozent auf 840 Millionen Euro erhöht. Wir sitzen daher mit den Unfallopfern in einem Boot und möchten diese mit möglichst zielgerichteten Präventionsmaßnahmen in allen Lebenslagen vor Unfällen bewahren. Davon profitiert auch die staatliche Sozialversicherung, weil diese ebenfalls stark von steigenden Unfallzahlen und Folgekosten betroffen ist.“

Rund 2.500 bis 3.000 Menschen verlieren pro Jahr bei Unfällen ihr Leben                               

„Das Unfallgeschehen in Österreich verursacht jedes Jahr immens viel Leid, bindet enorme personelle Ressourcen in den Spitälern und erhöht natürlich auch in vielerlei Hinsicht die Sozialausgaben, weil Krankenbehandlungen und Reha-Maßnahmen mit hohen Kosten verbunden sind“, konstatiert auch Mag. Schimanofsky. Daher sei jeder Unfall, der erst gar nicht passiere, für alle Betroffenen ein enormer Vorteil – und zwar sowohl punkto Lebensqualität als auch in finanzieller Hinsicht.

Forderung nach Erhöhung der Präventionsmaßnahmen                                 

Der KFV-Direktor schlägt zur Verbesserung der Prävention daher folgende Maßnahmen vor: „Wir fordern eine Intensivierung der bundesweiten Unfallverhütungsprogramme, wir setzen uns für mehr Aufklärungskampagnen ein sowie für die Einführung wirksamer Sicherheitstechniken. Notwendig sind aber auch mehr Forschungsprojekte, um die Ursachen von Unfällen noch besser zu verstehen und effektive Gegenmaßnahmen zu entwickeln.“ Enorm wichtig sei aber auch die Erkenntnis, dass jeder Einzelne in jedem Alter etwas zur Vermeidung von Unfällen beitragen kann. Schließlich gehe es auch darum, die immens hohe Zahl von Unfalltoten zu reduzieren. Für 2024 liegt zwar die Todesursachenstatistik noch nicht vor, die 3.094 Unfalltoten im Jahr 2023 bewegten sich allerdings fast auf einem 20-Jahreshoch. Pro Jahr verlieren rund 2.500 bis 3.000 Menschen in Österreich bei Unfällen ihr Leben.

Einfache Präventionstipps gegen Freizeitunfälle in allen Altersklassen und Lebenslagen

Für Kinder (0–14 Jahre)

Haushaltsunfälle vermeiden:

  • Kindersicherungen an Steckdosen und Schränken anbringen.
  • Stolperfallen (Teppiche, Kabel) entfernen.
  • Stürze vermeiden: Kanten- und Treppenschutz anbringen.
  • Heiße Getränke und Putzmittel außer Reichweite aufbewahren.

Sport- und Freizeitunfälle reduzieren:

  • Schutzausrüstung (Helm, Knieschützer) beim Sport tragen.
  • Richtiges Verhalten in Skigebieten lernen (z.B. FIS-Regeln).
  • Auf altersgerechte Spielgeräte achten.

Für Jugendliche (15–24 Jahre)

Verletzungen im Sport verhindern:

  • Richtige Aufwärm- und Abkühltechniken nutzen.
  • Abenteuer-Sportarten (z.B. Mountainbiken, Skifahren) nur mit Schutzausrüstung ausüben.
  • Pausen einhalten, um Überlastungen zu vermeiden.
  • Eigene Fähigkeiten (Ausdauer, Kondition) richtig/ehrlich einschätzen.

Haushaltsunfälle minimieren:

  • Sichere Verwendung von Elektrogeräten beachten.
  • Brandschutzmaßnahmen in der WG/Elternhaus beachten.

Für Senioren (65+)

Sturzprävention im Haushalt:

  • Stolperfallen entfernen, rutschfeste Matten nutzen.
  • Gute Beleuchtung in Fluren und Treppenhäusern sicherstellen.
  • Regelmäßige Bewegung und Gleichgewichtstraining zur Sturzprävention.

Vermeidung von Freizeit- und Sportunfällen:

  • Aktivitäten an körperliche Leistungsfähigkeit anpassen.
  • Gefahren beim Wandern oder Radfahren (z.B. unwegsames Gelände) beachten.
  • Beim Schwimmen auf sichere Einstiege und rutschfeste Flächen achten.

Anzahl der im Spital behandelten Verletzten* nach Altersgruppen und Lebensbereichen 2024

AlterVerkehrArbeit/
Schule (ohne Verkehr)
Haushalt (inkl. Wohnumgebung)Freizeit, Sport in der FreizeitGesamt**
Kinder
(0-14 Jahre)
7.10027.90049.80036.900121.700 (+5%)
Jugendliche (15-24 Jahre)18.70020.50017.50052.300109.000 (+3%)
Erwachsene (25-64 Jahre)48.40061.80099.200110.600320.000 (+2%)
Senioren (65+)17.9001.900168.90065.100253.800 (+3%)
Gesamt92.100112.100335.400264.900804.500 (+3%)

*Verletzte mit Hauptwohnsitz in Österreich, die sich bei Unfällen in Österreich so schwer verletzt haben, dass sie in einem Spital behandelt werden mussten;
** in Klammern Anstieg von 2023 zu 2024 in %;
Quelle: KFV IDB Austria (basierend auf Befragungen von Unfallopfern in ausgewählten Spitälern und auf Hochrechnungen)

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